Einen konstruktiven und interessanten Austausch hatte die Landtagsabgeordnete Karin Hartmann am 5. Mai mit den Vertreterinnen Victoria Czudaj (Kreisschulsprecherin), Aylin Erdogan (Kreisschulsprecherin) und Angelina Götz (Beisitzerin) derKreisschüler*innenvertretung. Der SPD-Abgeordneten ist der regelmäßige Austausch mit jungen Leuten wichtig: “Bei politischen Entscheidungen, die heute getroffen wurden, müssen die Interessen der jungen Generation verbindlich berücksichtigt werden”, so Karin Hartmann. Einigkeit bestand darüber, dass zu diesem Zweck auf allen politischen Ebenen innovative demokratische Beteiligungsstrukturen für eine Einbindung in politische Entscheidungsprozesse geschaffen werden sollten. Deshalb bedauerte sie es auch, dass im Hessischen Landtag jüngst der SPD- Gesetzentwurf auf eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 leidet von der Regierungskoalition aus CDU und Grünen abgelehnt wurde. Jugend Partizipation ist ein Aspekt, bei dem sich beide Parteien einig waren, dass diese gestärkt und gefördert werden müsse.
Viel Verständnis zeigt die SPD-Abgeordnete dafür, dass junge Menschen eine starke Sensibilität für die sozial-ökologischen Herausforderungen der Zukunft besitzen und sich für die Umsetzung einer klimagerechten Gesellschaft und Wirtschaft einsetzen. Der Klimawandel bedroht zukünftig die Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Pflanzen. In vielen Teilen der Welt wird es wegen des Klimawandels zu heiß und zu trocken, weshalb es in Zukunft zu großen Migrationsbewegungen kommen kann, da Teile der Welt kaum noch bewohnbar sein werden. “Den Preis für diese zukünftigen Verwerfungen werden die kommenden Generationen zahlen”, waren sich die Gesprächsteilnehmerinnen sicher. Eine faire Flüchtlingspolitik, die allen gleichermaßen Chancen auf Bildung, Asyl und Zukunftsperspektiven ermöglicht, war eine weitere Interessensüberschneidung.
Gemeinsame Forderung aller Teilnehmerinnen war, dass die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen unabhängiger vom Elternhaus werden müssen. Derzeit vermag das Bildungssystem die bestehenden sozioökonomischen Unterschiede nicht auszugleichen. Deshalb bedürfe es zukünftig verstärkter Anstrengungen, um diese unterschiedlichen Bildungschancen besser auszugleichen. Dies könne beispielsweise durch einen Sozialindex geschehen, wie man ihn erfolgreich umgesetzt in Hamburg findet. Dort wird Schulen der passende Mehrbedarf an finanziellen Mitteln gewährt, um sozioökonomische Unterschiede auszugleichen. Bessere Aufklärung, um präventiv gegen Diskriminierung jeglicher Formen entgegen wirken zu können, und mehr Mitspracherecht der Betroffenen sind lange überfällig, ebenso die Vorbeugung von Stigmata und deren Verbreitung in den Köpfen der Jüngsten unter uns.
Darüber hinaus sollten Schulen als zentraler Bildungsort stärker als bislang soziale Kompetenzen und Demokratiebildung fördern. Demokratiebildung sei hierbei als Querschnittsaufgabe zu verstehen. Voraussetzung dafür sei praktisches Handeln, soziales Engagement und schulpolitisches Mitwirken der jungen Menschen entsprechend zu unterstützen. In diesem Zusammenhang lobte Hartmann das Engagement der Kreisschüler*innenvertretung: “Es ist toll zu sehen, dass durch viel ehrenamtliches Engagement Ideen entstehen, die Bildung von morgen mitzugestalten und zu verbessern!”
Ein wichtiges Anliegen war es für alle Teilnehmerinnen, dass in Zukunft auch an Schulen im Kreis Bergstraße Menstruationsartikel in angemessenem Umfang kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Kreisschüler*innenvertretung hatte sich hiermit in einer eigenen Projektgruppe beschäftigt. “Fehlende Aufklärung über die eigene Menstruation sowie der fehlende Zugang zu Menstruationsartikeln und Hygieneprodukten können zur Einschränkung der Grundrechte auf Bildung und Gesundheitsversorgung und zu Diskriminierung führen”, so Aylin Erdogan. Diese Benachteiligung betreffe Frauen, Mädchen und auch trans- und intergeschlechtliche Menschen, die menstruieren oder unter Inkontinenz leiden. Dieses Thema werde leider immer noch tabuisiert, was zu Scham und Benachteiligung der Betroffenen führe. „Ablage im Sekretariat oder bei Hausmeister*innen sei untragbar und stelle nur eine sinnfreie Hemmschwelle im Alltag vieler jungen Schüler*innen dar“, waren sich die drei Vertreterinnen einig und stießen dabei auf Zuspruch von Karin Hartmann. Menstruationsartikel sollten direkt vor Ort, nämlich auf den Toiletten, deponiert werden, damit man stets bei Bedarf problemfrei Zugriff hat.
Karin Hartmann erklärte, dass die SPD im Kreis Bergstraße bereits beschlossen habe, im Kreistag zu beantragen, dass künftig auch an Bergsträßer weiterführenden Schulen, wie in den Nachbarkreisen Odenwaldkreis und Kreis Groß Gerau künftig Menstruationsartikel kostenlos in Toiletten zur Verfügung gestellt würden. Es sei nicht vertretbar, dass Mädchen, die in der Schule von ihrer Blutung überrascht würden, bei Freundinnen oder im Sekretariat Menstruationsprodukte erbetteln müssen. Die Bergsträßer SPD Fraktion im Kreistag werde dieses Anliegen bei der nächsten Kreistagssitzung mit einem Antrag untermauern. Karin Hartmann zieht am Ende des Austauschs eine positive Bilanz und bekräftigt: “Junge, engagierte Schülerinnen und Schüler sind wichtig für unsere Gesellschaft. Wir tun gut daran, ihnen zum einen zuzuhören, gute Ideen aufzugreifen und zu verwirklichen, zum andern ihnen auch weitere Beteiligungsmöglichkeiten an demokratischen Entscheidungsmöglichkeiten zu eröffnen“.
Auch die Vertreterinnen des Vorstands empfanden den Austausch nicht nur als sehr hilfreich und konstruktiv, besonders schön war es, gehört und ernstgenommen zu werden und sich auf Augenhöhe unterhalten zu können. Als Vertretung der knapp 33.000 Schüler*innen des Kreises komme die Wertschätzung oftmals zu kurz, wodurch dementsprechend die direkten Anliegen und Forderungen überhört würden. Victoria, Aylin und Angelina bedanken sich für den Austausch und die vielen positiven Eindrücke.