BERGSTRASSE. Die Bergsträßer Landtagsabgeordnete Karin Hartmann (SPD) ruft auch in diesem Jahr zum bundesweiten Aktionstag von TERRE DES FEMMES auf, der sich 2017 mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung beschäftigt.
Weltweit erlebt über ein Drittel der Frauen in ihrem Leben Prügel, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder anderweitigen Missbrauch. Ein besonders dunkles Kapitel der Gewalt gegen Frauen ist die weibliche Beschneidung, so Karin Hartmann.
Das Thema, sei so schrecklich, dass die Vorstellung kaum zu ertragen sei: Das Entfernen oder die Beschneidung der Klitoris – oft mit Rasierklingen oder Glasscherben – werde besonders in afrikanischen Ländern, aber auch in manchen asiatischen Staaten praktiziert. Meistens seien Mädchen im Alter von vier bis zwölf Jahren betroffen, manchmal auch Babys. Es ist richtig und wichtig, dass TERRE DES FEMMES mit dem diesjährigen Aktionstag ein Augenmerk auf dieses dunkle Kapitel legt, so Hartmann. Die gesundheitlichen und psychischen Folgen für die weltweit etwa 140 Millionen Betroffenen seien dramatisch bis lebensgefährlich. Dies dürfen wir nicht ignorieren.
Auch in Deutschland leben nach Angaben von TERRE DES FEMMES 24000 Frauen, die eine Genitalverstümmelung erlitten haben. Weitere 6000 Mädchen und Frauen gelten als davon bedroht, das ist eine alarmierende Zahl, berichtet Hartmann.
Frauenorganisationen schätzen, dass auch in Deutschland mehr als 58.000 Mädchen und junge Frauen bereits Opfer von Beschneidungen geworden seien. Mindestens 13.000 Mädchen seien gefährdet. Nur wenn ein Elternteil oder Familienmitglied mit der gefährlichen Beschneidung nicht einverstanden ist, kommt der Vorfall ans Licht und kann verhindert werden, erläutert die SPD-Politikerin. Das mache die Dunkelziffer hoch und die Prävention schwierig.
Hartmann unterstützt daher die Forderung von TERRE DES FEMMES: Neben verstärkter Aufklärungsarbeit brauchen wir auch einen besseren Schutz von gefährdeten Mädchen. Dafür muss das Thema weibliche Genitalverstümmelung in Aus- und Weiterbildungspläne von Fachpersonal aus medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufsfeldern aufgenommen werden. Nur so kann rechtzeitig eine Gefährdung erkannt und kompetent gehandelt werden. Auch spezialisierte Beratungsstellen müssen flächendeckend in Deutschland gesichert sein, um sowohl Gefährdete als auch Betroffene mit ihren speziellen Bedürfnissen qualifiziert zu unterstützen.
Die SPD-Politikerin fordert: Wichtig ist uns auch, niederschwellige Angebote wie z.B. Mädchentreffs stärker fördern, um einen Zugang zu den Mädchen zu bekommen. Die SPD hat dieses Thema auf ihrer Agenda und wird sich dem auch im Rahmen ihrer Haushaltsanträge im Landtag widmen!
In diesem Zusammenhang dankt Hartman auch den Hilfs- und Beratungsorganisationen im Kreis Bergstraße, die Mädchen und Frauen unterstützen, die von psychischer, physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen sind: Schließlich bestehen die beschrieben Probleme auch im Kreis Bergstraße. Insbesondere die Vorstandsfrauen und Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Bergstraße leisten hervorragende und unverzichtbare Arbeit zum Schutz der Betroffenen. Das gilt es anlässlich des internationalen Gedenktages besonders zu würdigen, so Hartmann.