Der neue Lehrplan für hessische Schulen ist ein dringender Schritt in die richtige Richtung

Heppenheim, 07.10.2016. Seit diesem Schuljahr gilt für die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Hessen ein neuer Lehrplan Sexualerziehung. Die SPD-Landtagsabgeordnete und die Bergsträßer Sozialdemokraten stärken bei diesem Thema dem Hessischen Kultusminister den Rücken. „Wir sehen den neuen Lehrplan als Fortschritt und befürworten ihn“, sagt die SPD-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Karin Hartmann. Die Sozialdemokratin betont den Einsatz ihrer Partei für Gleichberechtigung und Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft.

Der neue Lehrplan sei jetzt an die Lebensrealität im 21. Jahrhundert angepasst worden. Während Gegner des Lehrplanes das in der Verfassung verbriefte Erziehungsrecht der Eltern beeinflusst sehen, kann Karin Hartmann hier keinen Konflikt erkennen. „Das Unterrichten von Lebensrealität und die Lehre von Akzeptanz unterschiedlichster Lebensmodelle ist sicher keine unangemessene Beeinflussung. Vielmehr geht es ja auch um den Schutz derer, die die Gegner auszugrenzen versuchen“, so die SPD-Politikerin. Respekt und Toleranz gegenüber Minderheiten sei ohnehin geboten. Man könne Minderheiten aber nicht dauerhaft mit Barmherzigkeit begegnen. „Alle Menschen haben ein Anrecht auf Akzeptanz ihrer Identität – ohne Einschränkungen“, fasst Hartmann die Position der SPD zusammen.

Gegen diesen neuen Lehrplan, der den alten aus dem Jahr 2007 ersetzt, formiert sich Widerstand. Trotzdem wurde das Papier im Kultusministerium durch Ministerentscheid des Hessischen Kultusministers Lorz in Kraft gesetzt. Diverse „Vielfaltsgegener“ machen gegen diesen Lehrplan mobil und rufen zu einer „Demo für alle“, die sich strikt gegen die rechtliche Gleichstellung unterschiedlicher Lebensweisen richtet, auf.

Auch weitere reaktionäre Kräfte leisten einen Beitrag zur Debatte. So hat die AfD Bergstraße den neuen Lehrplan für sich entdeckt um ihrerseits die Stimmung gegen Minderheiten weiter anzuheizen. Die Kritik zielt darauf ab, unterschiedliche Familienmodelle, Lebensentwürfe und sexuelle Orientierungen gegeneinander auszuspielen.

Die Kritik der „Vielfaltsgegner“ beinhaltet auch, dass der Lehrplan nicht altersgerecht sei. Das Unterrichten der Vielfalt von Sexualität sei ein unsensibler und abzulehnender Eingriff in die Intimsphäre junger Menschen. Auch diese Kritik kann Karin Hartmann nicht nachvollziehen. „Es geht hier nicht vorrangig um Sex sondern maßgeblich um Sexualität. Ein Unterschied, den reaktionäre Kräfte nicht zu machen scheinen“, so Hartmann. So sollen Sechs- bis Zehnjährigen nicht sexuelle Praktiken sondern um die Vielfalt von Lebensweisen näher gebracht werden.
„Diese Vielfalt gibt es, unabhängig von dem Kampf dagegen. Dies erkennt auch die Evangelische Kirche an, die dem Akzeptanzbegriff gegenüber inzwischen positiv aufgeschlossen ist. Einen Zusammenhang zwischen Kirchenaustritten und der Anerkennung von Lebensrealität kann die Sozialdemokratin nicht erkennen. Vielmehr ist sie froh darüber, dass sich auch die Kirchen hier weiterentwickeln.

„Die Vielfalt sexueller Orientierung und Geschlechteridentitäten künftig fächerübergreifend zu berücksichtigen und Schülerinnen und Schülern altersgerecht die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen zu erklären, findet unsere volle Zustimmung. Alleine ein neuer Lehrplan reicht aber aus unserer Sicht jedoch nicht aus. Auch die rechtliche Gleichstellung muss dringend voll umgesetzt werden“, schließt Hartmann.