Den großangekündigten Pakt für den Nachmittag der Hessischen Landesregierung bezeichnete MdL Karin Hartmann in der heutigen Plenardebatte als schwarz-grünes Prestigeprojekt, das als Leuchtturm angekündigt war und sich jetzt als schwaches Lichtlein für ein verbessertes Betreuungsangebot an Grundschulen erweist.
Sie kritisiert dass es sich dabei um kein pädagogisches Ganztagsangebot handelt, sondern bestenfalls einige wenige Grundschuleltern erreicht. Weiterhin kritisiert sie, dass den größten Finanzierungsanteil nicht das Land, sondern die Schulträger zu erbringen haben.
Der Kreis Bergstraße, als einer der sechs Pilotschulträger, müsse beispielsweise für acht Schulen jährlich rund 400 000.- Euro zusätzlich für den Pakt aufbringen. Das ist viel Geld für ein Angebot für wenige Grundschulkinder, das weit entfernt ist von einem pädagogisch sinnvollen Ganztagsangebot für alle, sagt Hartmann.
Die SPD-Fraktion teilt die Kritik der der meisten Lehrerverbände und von Eltern- und Schülervertretungen, als Billiglösung des Landes. Dieser Pakt ist für viele der Schulen, die bereits ein gutes Ganztagsangebot haben, eine Verschlechterung. Hartmann sieht die Gefahr, dass der Pakt für den Nachmittag die Entwicklung hin zu echten Ganztagsschulen eher verhindert.
Die Beteiligung der Schulen an dem Pakt sei ihrer Kenntnis nach eher gering. Bei den Pilotschulträgern in Frankfurt, Darmstadt, im Kreis Darmstadt-Dieburg und an der Bergstraße nehmen an dem Pilotprojekt lediglich 23 Schulen teil.
Die SPD-Fraktion ist der Auffassung, dass es beim Aufbau der Ganztagsschule um mehr gehen muss, als nur um die schnelle Schaffung von Betreuungsplätzen. Der Pakt für den Nachmittag darf nicht dazu führen, dass die dringend notwendige Fortsetzung der Ausweitung des Ganztagsangebotes für alle Schulformen auf Eis gelegt wird.
Mehr als 30 Prozent der Eltern wünschen eine echte, rhythmisierte Ganztagsschule für ihr Kind, weil diese eine wesentliche Voraussetzung zur optimalen Förderung jedes einzelnen Kindes ist. Und auch, weil echte Ganztagsschulen ein gutes Mittel zum Abbau der Vererbung von Bildungsbenachteiligung und für mehr soziale Gerechtigkeit sind. Deshalb hält die SPD auch an ihrem Konzept fest, wie in den nächsten fünf Jahren die Hälfte aller Grundschulen zu echten Ganztagsschulen ausgebaut werden können.
Karin Hartmann forderte den Kultusminister auf klarzustellen, ob und wie das Ganztagsprogramm neben dem Pakt fortgeführt wird.